Donnerstag, 24. April 2014

Innen und Außen verbinden - Gesellschaftliches Engagement und spirituelle Revolution

Heute möchte ich euch einen Artikel empfehlen, den ich bei sein.de gefunden habe. Es geht um die Frage, wie wir uns selbst bzw. unsere Sichtweise und unsere Gesellschaft auf eine höhere Stufe bringen. Viel Spaß beim Lesen :-)


Wir leben in einer entscheidenden Phase der menschlichen Entwicklung. Die komplexen Herausforderungen verlangen nach einem energischen kollektiven Bewusstseinswandel. Wir alle wissen: so kann und wird es nicht weitergehen! 


In spirituellen Kreisen jedoch herrscht ein weit verbreiteter Glaube dass wir zunächst selbst erleuchtet werden müssen, bevor wir in der Gesellschaft aktiv werden sollten. Spirituelle Lehrer, wie etwa der Berliner Lehrer Christian Meyer begründen dies damit, dass beispielsweise viele Organisationen einen Beitrag zur Rettung der Erde leisten versuchen, jedoch keine grundlegenden Veränderungen bewirken. Doch ist das wahr?

Namhafte Forscher wie Noam Chomsky, Ken Wilber oder Ervin Laszlo weisen darauf hin, dass Bewegungen aus allen Teilen dieser Erde die Welt substanziell geprägt haben. Bürgerrechte, Menschenrechte, Frauenrechte und ein Umweltbewusstsein sind Früchte vieler engagierter (und nicht-erwachter) Menschen. Wir leben heute in einer definitiv besseren Welt als noch vor 50 Jahren! Es geht meines Erachtens heute darum, die dualistische Sichtweise - spirituelle Entwicklung auf der einen Seite und gesellschaftliches Engagement auf der anderen - zu überwinden.

In den Schriften des Zen Meisters Sosan finden wir deutliche Hinweise darüber, wie wir eine nonduale Praxis verwirklichen können. Meister Sosan gibt uns deutlich zu verstehen, dass die künstliche Trennung zwischen spiritueller Praxis und Lebensalltag nicht dazu führen wird, das Eine zu erfahren: "Stellst du das Tätigkeitsein ein und kehrst zur Ruhe zurück, ist dieses Bemühen selbst nur wieder Tätigkeit. Wie willst du je das Eine erfahren, wenn du in die Zweiheit verstrickt bleibst?" Und nach Sogyal Rinpoche, dem Verfasser des „tibetischen Buches über Leben und Sterben" fehlt den modernen spirituell Praktizierenden ein wirklicher Moment: „das Wissen, wie sie die Meditationspraxis in ihr Alltagsleben integrieren können. Ich kann es nicht deutlich genug sagen: Die Integration der Meditation ins Handeln ist die ganze Grundlage und Sinn und Zweck der Meditation."


Der Bodhisattva-Geist

Diese Aussage ist insofern revolutionär, als sie das ursprüngliche spirituelle Verständnis von Befreiung radikal hinterfragt. Anstatt sang- und klanglos in die Stille zu entschwinden, wie es heute gerne von Advaita-Praktizierenden verstanden wird, verzichtet ein Bodhisattva auf die eigene Befreiung, um als aktives Wesen in der Welt zu wirken und andere Menschen von ihrem Leiden zu befreien. Es geht nicht darum, ein weltabgewandter Weiser zu sein. Stattdessen „finden" wir die Erleuchtung, indem wir die Welt der Fülle mit einschließen in den Prozess des Erwachens.

Befreiung findet statt, wenn wir erkennen, dass wir nicht von anderen getrennt sind. Wir sind keine isolierten Individuen, mit einem separierten Ich. Im Gegenteil: Wir sind untrennbar mit allen Menschen, Wesen und Phänomen zutiefst verbunden. Der Dalai Lama spricht in diesem Zusammenhang davon, dass er eigentlich der egoistischste Mensch auf der Welt ist. Da er erkannt hat, dass wahres Glück nur möglich ist, wenn andere Menschen ebenfalls glücklich sind, setzt er heute alles daran, allen Lebewesen einen Weg zu wirklichem Glück zu zeigen - denn nur so kann auch er wahrhaftiges Glück erfahren. Der buddhistische Weg des Erwachsens drückt sich deshalb auch in der Entwicklung von grenzenloser Liebe und unbegrenztem Mitgefühl aus. So ist der japanische Priester Kobo Daishi der Ansicht, dass die Tiefe der Erleuchtung eines Menschen daran gemessen werden kann, wie wahrhaftig er anderen Menschen dient.

Diese Aussage ist insofern revolutionär, als sie das ursprüngliche spirituelle Verständnis von Befreiung radikal hinterfragt. Anstatt sang- und klanglos in die Stille zu entschwinden, wie es heute gerne von Advaita-Praktizierenden verstanden wird, verzichtet ein Bodhisattva auf die eigene Befreiung, um als aktives Wesen in der Welt zu wirken und andere Menschen von ihrem Leiden zu befreien. Es geht nicht darum, ein weltabgewandter Weiser zu sein. Stattdessen „finden" wir die Erleuchtung, indem wir die Welt der Fülle mit einschließen in den Prozess des Erwachens.

Befreiung findet statt, wenn wir erkennen, dass wir nicht von anderen getrennt sind. Wir sind keine isolierten Individuen, mit einem separierten Ich. Im Gegenteil: Wir sind untrennbar mit allen Menschen, Wesen und Phänomen zutiefst verbunden. Der Dalai Lama spricht in diesem Zusammenhang davon, dass er eigentlich der egoistischste Mensch auf der Welt ist. Da er erkannt hat, dass wahres Glück nur möglich ist, wenn andere Menschen ebenfalls glücklich sind, setzt er heute alles daran, allen Lebewesen einen Weg zu wirklichem Glück zu zeigen - denn nur so kann auch er wahrhaftiges Glück erfahren. Der buddhistische Weg des Erwachsens drückt sich deshalb auch in der Entwicklung von grenzenloser Liebe und unbegrenztem Mitgefühl aus. So ist der japanische Priester Kobo Daishi der Ansicht, dass die Tiefe der Erleuchtung eines Menschen daran gemessen werden kann, wie wahrhaftig er anderen Menschen dient.

Befreiung findet statt, wenn wir erkennen, dass wir nicht von anderen getrennt sind. Wir sind keine isolierten Individuen, mit einem separierten Ich. Im Gegenteil: Wir sind untrennbar mit allen Menschen, Wesen und Phänomen zutiefst verbunden. Der Dalai Lama spricht in diesem Zusammenhang davon, dass er eigentlich der egoistischste Mensch auf der Welt ist. Da er erkannt hat, dass wahres Glück nur möglich ist, wenn andere Menschen ebenfalls glücklich sind, setzt er heute alles daran, allen Lebewesen einen Weg zu wirklichem Glück zu zeigen - denn nur so kann auch er wahrhaftiges Glück erfahren. Der buddhistische Weg des Erwachsens drückt sich deshalb auch in der Entwicklung von grenzenloser Liebe und unbegrenztem Mitgefühl aus. So ist der japanische Priester Kobo Daishi der Ansicht, dass die Tiefe der Erleuchtung eines Menschen daran gemessen werden kann, wie wahrhaftig er anderen Menschen dient.


Bedingungen für den Wandel

Doch angesichts der unhaltbaren Zustände auf diesem Planeten mag die Frage gerechtfertigt sein, ob sich gesellschaftliches Engagement überhaupt noch lohnt? Ist es überhaupt realistisch anzunehmen, dass ein kultureller Wandel jetzt noch möglich ist? Dank der wissenschaftlichen Arbeit geistiger Pioniere wie etwa dem Autor Malcolm Gladwell oder dem Berliner Forscher Jens Krause von der Leibniz-Universität wissen wir heute, dass schon 5-10 Prozent der Individuen einer Gemeinschaft in der Lage sind, eine gesamte Gruppe in eine bestimmte Richtung zu lenken. Wenn ein System einen Schwellenpunkt erreicht, besitzen kleinere Gruppierungen von engagierten Menschen die Kraft, das ganze System nachhaltig zu beeinflussen. Es ist also keine Utopie zu glauben, dass wir tatsächlich in der Lage sind, nachhaltige kollektive Veränderungen zu erzielen. Die Möglichkeiten liegen greifbar nahe vor uns!

Gerade als spirituell Praktizierende sind wir deshalb dazu aufgerufen, uns zu engagieren. Die Kulturen dieser Welt benötigen Impulse der Weisheit und des Mitgefühls. Sie brauchen Menschen, die ihren individuellen Prozess des Erwachens in das kollektive System einbringen. Sie benötigen kraftvolle und humorvolle Individuen, die sich zu neuen und inspirierenden Formen zusammenschließen, um die Evolution der Menschheit voranzutreiben. Eines können wir uns vor Augen halten: Greifbare Veränderungen manifestieren sich, wenn wir zusammenfinden und gemeinsam neue Lösungen und Perspektiven erarbeiten.

Spirituelle Praxis können wir auch als einen Weg begreifen, der zu größerer Verbundenheit führt. Für den renommierten Autor Stephen Batchelor erkannte der Buddha nicht „eine einzige absolute Wahrheit, sondern erwachte zu einem Komplex von Wahrheiten, die sowohl die Konflikte der menschlichen Existenz wie auch ihre Lösung umfassten. Er strandete durch dieses Erwachen nicht in einem permanenten mystischen Erleuchtungszustand, sondern es öffnete ihm einen Weg, den er mitten im Auf und Ab des Lebens folgen konnte."

Im Buddhismus wird daher die Erleuchtungsvision des Buddha als ein holonistisches Universum beschrieben. Dieses Universum können wir uns als ein multidimensionales Raster vorstellen, das die ganze Existenz umfasst. An jedem Kreuzungspunkt dieses Netzes finden wir einen Diamanten - ein Symbol für jedes Phänomen in diesem Universum, sei es ein Mensch, ein Tier, eine Pflanze oder ein iPhone. Wenn wir in einen Diamanten blicken, sehen wir darin auch die Reflektionen aller anderen Diamanten. An jedem beliebigen Punkt des Universums können wir somit alles und jeden erkennen. Jeder Mensch ist demnach ein Mittelpunkt der Welt. Jeder von uns ist ein reflektierender Diamant - verbunden mit allem was ist. Wenn wir an einem Punkt dieses Netzes beginnen, kraftvolle Impulse zu senden, wird das ganze Universum von diesen Impulsen beeinflusst.

Für den Zen-Meister Bernie Glassman ist das Internet beispielsweise eine physische Manifestation dieses holonistischen Universum, das auch als Indra´s Netz umschrieben werden kann. Gerade der Arabische Frühling verdeutlicht, wie massiv das Internet die Strukturen eines Systems beeinflussen kann. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit fand eine Revolution unter Mithilfe der Social Media statt. Mehrere autoritär herrschende Regime in der arabischen Welt wurden im Zuge dieser Revolution gestürzt. Twitter, Facebook, Blackberry und Blogs spielten dabei eine entscheidende Rolle, um sich zu versammeln und Meinungen zu bilden. Hier zeigt sich eine heilsame Möglichkeit des Wandels: Durch das Internet sind wir heute in der Lage auch als kleine Gruppierung, massive Veränderungen herbeizuführen.


Die spirituelle Revolution beginnt JETZT

Auch wir sollten an diesem Wandel teilhaben, indem wir unsere inneren Bodhisattva-Qualitäten erkennen und entwickeln, um dieser Welt das Geschenk von Mitgefühl und Weisheit überreichen zu können. Je umfassender dabei unser Blick auf die Welt ist, umso besser werden wir die Komplexität des anstehenden Kulturwandels verstehen. Wenn wir die untrennbare Verbundenheit aller fühlenden Wesen spüren und verinnerlichen, werden unsere Taten und Aktionen geprägt sein von Mitgefühl und Weisheit. Wenn wir das untrennbare Wechselspiele der individuellen und kollektiven Welten verinnerlichen, werden wir verstehen, wie bedeutsam es ist, in allen Bereichen des Lebens präsent und achtsam zu sein.
Lasst uns also Mitgefühl entwickeln und Perspektiven voller Weisheit und Zuversicht verbreiten. Lasst uns innerlich wachsen und reifen. Wir stehen vor einer der größten Chancen der Menschheitsgeschichte, eine Epoche der Nachhaltigkeit und des Friedens einzuläuten. Nutzen wir sie!
Lasst uns also Mitgefühl entwickeln und Perspektiven voller Weisheit und Zuversicht verbreiten. Lasst uns innerlich wachsen und reifen. Wir stehen vor einer der größten Chancen der Menschheitsgeschichte, eine Epoche der Nachhaltigkeit und des Friedens einzuläuten. Nutzen wir sie!
Als buddhistisch Praktizierender ist es daher nur folgerichtig, sich auf die Welt der Phänomene einzulassen und die Verwirklichung nicht nur in der abgetrennten Stille der Meditation finden zu wollen. Die Essenz buddhistischer Praxis zeichnet sich daher durch die Entwicklung innerer Qualitäten wie Weisheit und Mitgefühl, als auch durch die Bereitschaft sich für das Wohl anderer Wesen zu engagieren aus. Der Buddha selbst spornt uns an, heilsame Aktivitäten zu vollbringen, die das Leben anderer Menschen bereichern. wie zum Beispiel Bäume pflanzen, Brunnen zu graben und Obdachlosen eine Unterkunft anzubieten. Schließlich entsteht alles - jeder Mensch und jedes System - in Abhängigkeit von anderen Phänomenen. Wir können daher die höchste Befreiung nicht mit der dualistischen Perspektive von Nirvana und Samsara verwirklichen. Vielmehr sollte es darum gehen, die Einheit von innerer Entwicklung und äußerer Aktivität zu finden - so wie es heute von erwachten Lehrern wie Thich Nhat Hanh, Ken Wilber oder Bernie Glassman gelehrt wird: „Form ist nichts anderes als Leerheit, Leerheit ist nichts anderes als Form."
Im Herbst 2011 erlebten wir zudem auch den Beginn der Occupy-Bewegung. Nach Vorbild des Arabischen Frühlings und insbesondere der Besetzung des Tahrir-Platzes in Ägypten, prangert diese Bewegung die soziale Ungleichheit an. Mit dem Motto „wir sind 99%" wird verdeutlicht, dass es an uns liegt, in welcher Realität wir leben wollen. Die Occupy-Bewegung findet Unterstützer in der ganzen Welt, angefangen von namhaften Menschen wie Deepak Chopra, dem Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph E. Stiglitz oder Konstantin Wecker. Mittlerweile finden in über tausend Städten „Occupy-Demonstrationen" statt. Bürger aus allen Schichten - darunter tausende spirituelle Lehrer und Lehrerinnen - fordern ihr Recht auf Mitbestimmung.
Wir befinden uns in einer Zeit des Aufbruchs und der Neuorientierung. Eine kritische Masse bewusster Menschen ist erreicht. Eine ausreichende Zahl von fühlenden Wesen ist erwachsen geworden und will den großen Wandel in aller Entschiedenheit vorantreiben.

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